Samstagmorgen. Unser Mittlerer schaukelt und beobachtet weitere Kinder, die im Sand spielen, unser Großer rast auf dem angrenzenden Bolzplatz einem Ball hinterher. Dort stellen bereits ein paar Jugendliche zwei kleine Mannschaften zum Fußballspielen auf. Alle paar Minuten sieht und hört man ein Flugzeug vom nahe gelegen Flughafen, im Hintergrund verläuft die B11, die hört man auch. Die Kinder sind davon aber wenig beeindruckt, sie spielen. Jetzt ist es noch früh und wenig los auf Bolz- und Spielplatz, in ein paar Stunden sieht das ganz anders aus. In jedem Fall haben wir Eltern unsere beiden Kinder gut im Blick.
Kinder wollen draußen spielen
Was erwarten Familien von einer Kreisstadt im Einzugsgebiet München, die ein Neubaugebiet am Stadtrand mit zahlreichen Reihenhäusern und Doppelhäusern baut und plant, dieses Wohngebiet sogar noch um weiteren Wohnraum zu vergrößern? Richtig! Platz für Kinder, Spiel- und Tobemöglichkeiten, Begegnungs- und Grünflächen … Vor allem: Mehr Raum für noch mehr Kinder, der familiengerecht ist und allen Altersgruppen zum Spielen offensteht.
Städteplanung ohne Familien?
Was macht die Universitäts- und Kreisstadt Freising? Das genau Gegenteil: Der einzige Bolzplatz in unserer Gegend soll weg. Warum? Natürlich, wertvoller Baugrund! Da fragt man sich einmal mehr: Was sind Kinder in dieser Gesellschaft eigentlich noch wert? Laut Willen der Städteplaner soll die einzige bespielbare Grünfläche überbaut werden mit einem Studentenwohnheim und einer Betreuungseinrichtung für Kinder. (Aha! Da wurde doch gemerkt, dass es noch mehr Kinder geben wird.) Dahinter sollen auf der angrenzenden Fläche nämlich weitere Wohnhäuser errichtet werden. Nichts gegen diese, auch nichts gegen ein Studentenwohnheim.
An den Bedürfnissen vorbeigeplant
Aber, wohin mit den rund 400 Kindern? Da haben die Städteplaner eine scheinbare Lösung gefunden: Am Rande der Bundesstraße Richtung Flughafen wäre noch ein bisschen Land übrig, also den jetzt großen Bolzplatz mitsamt der umgebenden Freifläche überbauen und da an die Straße einen dann nur noch 600 qm großer Bolzplatz hinsetzen. Das heißt konkret: Direkt an der Bundesstraße, weit entfernt von dem bestbesuchten Spielplatz der Siedlung. Da wundert man sich nicht, dass nur eine einzige Partei der Einladung der Anwohner gefolgt ist, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen, um Rede und Antwort zu stehen. In der Sitzung des Planungsausschusses kurz vor Weihnachten wurde mit 12 zu 2 Stimmen gegen den Erhalt des jetzigen Bolzplatz gestimmt. Einzig Helmut Priller (ÖDP) und Norbert Gmeiner (SPD) haben im Sinne der Kinder votiert. Der Bebauungsplan Nr. 146 soll in Kürze öffentlich ausgelegt werden. Dann hat jeder Betroffene die Möglichkeit, die Pläne einzusehen und Einwände zu erheben.
Seilerbrückl wirbt für Verständnis
Die Bewohner des Wohngebietes Seilerbrückl, die sich für den Erhalt des bestehenden Areals starkmachen, sind nicht gegen die Ausweitung der Siedlung und den Bau neuer Häuser und Wohnungen, aber wir wehren uns gegen die Verlegung und Verkleinerung des Bolzplatzes, gegen das Auseinanderreißen einer sinnvollen und gewachsenen Einheit „Spielplatz und Bolzplatz“. Im Sommer ist das Areal Spielplatz plus Bolzplatz bereits jetzt völlig überlaufen und statt weniger Platz müssten eigentlich sogar zusätzliche Freizeitflächen gerade auch für ältere Kinder geschaffen werden (z. B. Tischtennisplatten, Volleyballplatz, Basketballplatz, Fahrradparcours o.ä.). Gerade weil es viele Familien mit mehreren Kindern gibt, ist eine Trennung des Freizeitbereichs an der Realität vorbeigeplant. Auch für die neuen Bewohner wäre dieser Freizeitbereich eine Wertsteigerung. Die Bebauung ist sehr dicht, und der im Bebauungsplan festgesetzte Bolzplatz als Freizeitbereich ist für viele Familien auch ein Grund, sich dennoch für die Siedlung zu entscheiden. Planer, denkt darüber noch einmal nach!
Wir sammeln Unterschriften: Petition zur Erhaltung der Einheit Spiel- und Bolzplatz
Die Geschichte des Bolzplatzes mag eine Frage des Standpunktes sein. Aber eine Frage lässt sich nicht wegdiskutieren: Wohin mit den Kindern, sollte der Bebauungsplan Nr. 146 tatsächlich umgesetzt werden? Dann geht der Blick von der Schaukel demnächst auf ein mehrstöckiges Studentenwohnheim – und wir müssen uns aufteilen, um unsere Kinder noch im Blick halten zu können. Mittels Petition werden daher Stimmen für die Erhaltung gesammelt, denn ab 2.500 Stimmen kann ein Bürgerentscheid angestrebt werden. Unser Dank im Namen der Kinder an alle, die sich bei der Online-Petition eintragen. Kommentare und Stellungnahmen sind uns wie immer ebenfalls willkommen!
Vielen Dank für die schon nicht wenigen Likes! Aber es geht immer noch mehr. Allez, enfants!