Vertraue deinen Kindern, Panda-Mama sagt

How to raise successful people

Neulich ist das Buch „How to Raise Successful People: Simple Lessons for Radical Results“ von Esther Wojcicki auf Deutsch erschienen. „Panda Mama„. Esther Wojcicki nennt sich an manchen Stellen im Buch selbst so. In Abgrenzung zur Tigermutter Amy Chua, die einen sehr rigiden Erziehungsstil predigt, hat Esther einen deutlich weicheren Ansatz.

Ich hatte das Buch vor dem Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe auf Englisch gelesen, da ich über einen Zeitungsartikel auf die amerikanische Journalistin, Lehrerin, Autorin und Mutter aufmerksam wurde. Eigentlich schreckte mich der englisch Titel ab. Muss das sein, erfolgreiche Leute erziehen, warum denn nicht vernünftige, zufriedene und friedliche? Am Ende war ich bereit, meine eigene Reaktion und Definition von Erfolg zu hinterfragen und lud die digitale Leseprobe herunter und fand das, was Frau Wojcicki sagte, so gut, dass ich das Buch als E-Book erwarb und es zu Ende las.

How to raise successful people
Englische Ausgabe

Biografisches, Erzieherisches, Unternehmerisches

Esther Wojcicki ist zum Zeitpunkt dieses Blogeintrages in Kalifornien Lehrerin an der Palo Alto High School und unterrichtet Englisch und Journalismus. Als Lehrerin hat sie verschiedene Auszeichnungen erhalten und diverse Bildungs-Initiativen gegründet. Sie ist Mutter von drei very successful Töchtern und Großmutter von neun Enkelkindern. Sie sollte wissen, worüber sie schreibt. Und eben das lockte mein Interesse. Was weiß eine solche Frau zu erzählen?

Es ist kein dröger Erziehungsratgeber, den Esther Wojcicki verfasst hat, sondern ein Buch, in dem sich Biografisches mit Didaktischem und Journalistischem ebenso vermischt wie Anekoten aus dem Leben in Kalifornien und Palo Alto mit unternehmerischen Blickwinkeln und Führungsstilen. Es ist schon recht amerikanisch, das Geplauder auf der einen Seite und die Ich-habe-eine-Vision-Haltung auf der anderen. Doch das war es auch, was mich angesprochen und in viele Abschnitte hingezogen hat, denn sicherlich hätte man das Buch wie jedes Sachbuch auch auf weniger Seiten formulieren können, so aber ist der Ratgeber eben auch bunter und unterhaltsamer geworden.

Freiheit gibt Zuversicht und macht erfolgreich

Laut Esther Wojcicki ist einer der größten Fehler von Eltern, dass sie zu viel persönliche Verantwortung für das Glück und die Emotionen ihrer Kinder übernehmen (wollen) und somit Gefahr laufen, zu überbesorgten Helikoptereltern (oder eben Tigermüttern) zu werden oder Kinder zu perfekt Angepassten (mit bestmöglichen Noten und beeindruckenden Jobperspektiven) zu erziehen. Anhand von fünf Punkten dekliniert sie ihre Erziehungskonzept, kurz TRICK genannt, durch.

T RUST, 

R ESPECT, 

I NDEPENCE,

C OLLABORATION und

K INDNESS

Diesen Punkten, zu denen ich gleich noch kurz komme, liegt zugrunde, dass es nach Wojcickis Ansicht das Aufregendste und Belohnendste ist, was man tun kann, das Leben eines anderen besser zu machen. Elternschaft sei dabei die Art und Weise, wie Kultur von einer zur nächsten Generation weitergegeben werde, und die Chance für reife Menschen, unser aller Leben zu verbessern. „Es ist auch deine Chance, die Ewigkeit zu beeinflussen“, schreibt sie an einer Stelle. Damit diese Vision wahr werden kann, damit dieses Vorhaben gelingen kann, brauchen wir alle Vertrauen, Respekt, Unabhängigkeit, Zusammenarbeit und Freundlichkeit. Und wir alle müssen uns dieser wichtigen Werte bewusst sein, um sie zu leben. Es geht also auch um Bewusstheit darüber, wer ich bin und was ich will. Das finde ich beeindruckend.

TRICK – Fragebogen und Vertrauen

Vor diesem Hintergrund (Bewusstheit!) liefert das Buch auch eine Checkliste, einen Fragebogen, um diesen Werten und unseren Einstellungen zu ihnen in unserem Leben nachzugehen. TRUST (Vertrauen): Hatte ich ein vertrauensvolles Zuhause, habe ich meinen Eltern vertraut? … RESPEKT: Wurden meine Meinungen respektiert? Ich als Kind? … KOLLABORATION: Gab es eine kollaborative Umgebung, hab ich das Gefühl, dass meine Familie als Team fungierte oder dass jemand die Kontrolle ausübte? Und so weiter. Sehr spannende, sehr tiefführende Fragen.

„Die Mehrheit der Menschen ist vertrauenswürdig“, schreibt die Autorin an einer Stelle und weiter „Alles, was du brauchst, ist eine Person, nur eine Person, die dir vertraut und an dich glaubt, und dann fühlst du, dass du alles tun kannst“ an einer anderen Stelle. Und dies bedeute, dass Kinder auch (keine lebensgefährlichen) Risiken eingehen können sollten. Wie gesagt, etliche Beispiele aus ihrem Leben und das anderer illustrieren diese Aussagen in plauderndem, nie belehrendem Ton. Es ist ihre Überzeugung und Erfahrung, aus der heraus sie spricht. Sie ist sehr glaubhaft, sehr klar in dem, was sie sagt, sehr warmherzig und sehr weise. „Meine Angst hat mit meiner Angst zu tun, nicht mit der der Kinder.“ Als Eltern sollten wir darauf vertrauen, dass wir unseren Kindern beigebracht haben, gute Entscheidungen zu treffen. Dabei sind unsere Kinder nicht selten die größten Lehrer.

Empfehlung? Yes!

Es steckt sehr viel in diesem Buch und ich kann das Buch weiterempfehlen. Der Stil wird sicher nicht allen zusagen, die Inhalte sind dagegen sehr universell und anregend, denn es geht am Ende eben um mehr, als nur erfolgreiche Kinder zu erziehen oder sie an ihrem beruflichen Erfolg zu messen. Vielmehr geht es um den Erfolg, Mensch zu sein, Kind zu sein, Eltern zu sein. An einer Stelle münzt sie daher Erfolg auch um: „Wie Thomas Friedman sagt, ist dies das Jahrhundert des Selbstlernens und der Leidenschaft. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir „Erfolg“ als „Leidenschaft“ definieren. Und wir alle wissen, dass Kinder keine Leidenschaft durch Gewalt entwickeln.“ Der Titel ist, wie er gewählt wurde im englischen Original, somit doch nur ein Köder, um eine wertvolle und umfassende Botschaft an uns Eltern zu richten. Wollen wir also wirklich erfolgreich sein? In jedem Fall wollen wir alle geliebt und wertgeschätzt werden, und darum geht in Wojcickis Werk. Mehr dazu auch hier, in einem Interview in der ZEIT.

Das Buch gibt es auf Deutsch und Englisch bei Amazon und natürlich auch überall sonst im Buchhandel. Bei der englischen Ausgabe gibt es keine Preisbindung, hier könnt ihr das E-Book preislich bei den unterschiedlichen Händlern vergleichen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.